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   Den Rücken gebeugt, mit hängenden Armen stand Rosina am Fenster. Draußen brütete die Crete unter einem metallischen Himmel. Erbarmungslos griff die Sonne nach der schutzlosen Erde, verbrannte die ockergelben Krumen, schlug neue Wunden in die schon tiefen Erosionsgrate. Eine öde Hügellandschaft, von der man sagte, dass im Sommer der Teufel seinen heißen Atem über sie blies.
   Jäh zuckte Rosina unter dem heftigen Schlage ihrer Haustür zusammen. Sie richtete sich auf und drehte sich um. Erregt, das Gesicht gerötet, betrat der Sohn die Küche.
   »Was ist geschehen, Licio?«
    »Eine neue Nachricht der Alliierten. Sie haben im Rundfunk durchgegeben, sie müssen das Böse mit dem Bösen bekämpfen. Es geht los!«
    »Das Böse mit dem Bösen! Wer sagt denn so etwas?«
    »Churchill hat endgültig die Schnauze voll von uns Italienern und den Faschisten. Wenn wir uns nicht von den Deutschen trennen, werden die Alliierten uns mit Bomben von ihnen befreien. Das wird uns allerdings einiges kosten.«
    »Und das nennen die ›befreien‹?« Alles Blut wich aus ihrem Gesicht. »Darf der das überhaupt, dieser Churchill?«
Licio nickte ernst. »Es hilft nichts. Die Alliierten müssen durchgreifen. Wir benötigen dringend ihre Hilfe.«
    »Seit wann sind Bomben eine Hilfe?« Rosina fühlte, wie Wut und Angst sich in ihr immer mehr zusammenschnürten.
    »Davon verstehst du nichts!«
Rosina erschrak über die Strenge in Licios jungem Gesicht und begriff: Ihr Sohn war auf Churchills Seite.
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